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ERFOLGSFAKTOREN

12 SCHRITTE zum erfolgreichen Mobilitätsmanagement

In den Beratungsgesprächen zeigt sich häufig der Bedarf nach Erfahrungswerten und Handlungsempfehlungen. Ein Lernfeld bieten die Erfahrungen aus dem Lockdown infolge der Corona-Pandemie. Durch ein konsequentes und entschiedenes Handeln waren plötzlich viele Dinge möglich, die bis vor Kurzem nicht für möglich gehalten wurden. Routinen wurden ausgesetzt, neue Routinen sind entstanden. Das ist eine Blaupause: Die Mobilitätswende gelingt, wenn sie politisch gewollt ist, von einer starken Kommunalverwaltung umgesetzt und von der Zivilgesellschaft mitgetragen wird. Das Mobilitätsmanagement verbindet diese drei Aspekte. Zwölf Schritte markieren den Weg zur erfolgreichen kommunalen Mobilitätswende:

Prof. Dr.-Ing. Iris Mühlenbruch, Dozentin an der Hochschule Bochum, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Foto: © Hochschule BochumProf. Dr.-Ing. Iris Mühlenbruch, Dozentin an der Hochschule Bochum, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Foto: © Hochschule Bochum

1 Potenziale entfalten, statt Verkehr fördern
Die Mobilitätswende beginnt mit einem neuen Verständnis von Verkehrsplanung. Die Verkehrspolitik hat jahrzehntelang eine Planung vorangetrieben, die immer neue Angebote für den zunehmenden Kfz-Verkehr geschaffen hat. In den Fokus rücken müssen nun die Alternativen zum Pkw. Dafür müssen die Flächen in der Stadt für den ruhenden und fließenden Kfz-Verkehr entsprechend anders verteilt werden. Die Potenziale des Umweltverbunds können sich vor allem dann entfalten, wenn die Ursachen des Verkehrs sowie die räumliche Verteilung von Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Versorgung stärker als bisher beachtet werden.

 

Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer der Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH, Träger der Koordinierungsstelle Rheinland. Foto: © Zukunftsnetz Mobilität NRW / Fotografin Smilla DankertDr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer der Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH, Träger der Koordinierungsstelle Rheinland. Foto: © Zukunftsnetz Mobilität NRW / Fotografin Smilla Dankert

2 Mobilitätsmanagement ist kosteneffizient
Maßnahmen zur Förderung von Fuß- und Radverkehr, von Bus und Bahn sowie von Sharing-Systemen sind kostengünstiger als die Finanzierung des bisherigen Verkehrssystems. Insbesondere bei der Finanzierung einer zukunftsfähigen Mobilität ergeben sich jenseits der klassischen Ansätze weitere Finanzierungsinstrumente wie Parkraumgebühren, Ablösebeiträge aus Stellplatzsatzungen und Nutznießerfinanzierung. Und auch für die Verbraucher*innen ist die Nutzung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes günstiger als die Nutzung des eigenen Pkw, dessen Kosten oft genug unterschätzt werden.

 

Hendrik Wüst, Verkehrsminister NRW. Foto: © VM/Ralf MeierHendrik Wüst, Verkehrsminister NRW. Foto: © VM/Ralf Meier

3 Eine mutige Kommunalpolitik geht voran
Vernetzte, komfortable und saubere Mobilitätslösungen sind Voraussetzung für mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität in unseren Städten. Deshalb wollen wir keine Verbote, sondern attraktive Mobilitätsangebote, die jeden Verkehrsträger mit seinen jeweiligen Stärken noch besser macht. Dazu braucht es kluge Köpfe, mutige Macher*innen in Kommunen und Kreisen – und Geld für die Umsetzung. Mit zwei Wettbewerben fördert die Landesregierung zum Beispiel intelligente Mobilitätslösungen für den suburbanen Raum und für unsere Innenstädte. Fördersumme: insgesamt 200 Millionen Euro!

Markus Lewe, Oberbürgermeister Münster, Vizepräsident des Deutschen Städtetages Foto: © Amt für Kommunikation MünsterMarkus Lewe, Oberbürgermeister Münster, Vizepräsident des Deutschen Städtetages Foto: © Amt für Kommunikation Münster

4 Mobilität zur Chefsache machen
Innerhalb der politischen Rahmenvorgaben kann eine handlungsstarke Verwaltung ein kommunales Mobilitätsmanagement aufbauen, das neue attraktive Mobilitätsangebote schafft. Vernetzte Mobilität erfordert eine vernetzte Zusammenarbeit: Aus einzelnen Dezernaten und Abteilungen setzt sich ein interdisziplinäres Mobilitätsteam zusammen. Diese Zusammenarbeit wird getragen von einer Verwaltungsspitze, die Mobilität zur Chefsache macht.

 

 

Lena Weisheit, Lehrgangsleiterin Kommunales Mobilitätsmanagement des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Foto: © Zukunftsnetz Mobilität NRW / Fotografin Smilla DankertLena Weisheit, Lehrgangsleiterin Kommunales Mobilitätsmanagement des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Foto: © Zukunftsnetz Mobilität NRW / Fotografin Smilla Dankert

5 Mobilitätsmanager*innen etablieren
Mit der Einführung eines Mobilitätsmanagers oder einer Mobilitätsmanagerin erhalten Verwaltungen einen festen Ansprechpartner, der für die erfolgreiche Umsetzung des kommunalen Mobilitätsmanagements zuständig ist. Diese Schnittstelle koordiniert die Zusammenarbeit der Fachabteilungen, stößt Prozesse an und initiiert Mobilitätsmanagementmaßnahmen.

 

 

 

Joachim Künzel, Geschäftsführer Nahverkehr Westfalen-Lippe, Träger der Koordinierungsstelle Westfalen-Lippe. Foto: © Zweckverband Nahverkehr Westfalen-LippeJoachim Künzel, Geschäftsführer Nahverkehr Westfalen-Lippe, Träger der Koordinierungsstelle Westfalen-Lippe. Foto: © Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe

6 Die Verkehrswende ist Gemeinschaftsaufgabe
Die Verkehrswende erfolgreich in die Tat umzusetzen ist eine zukunftsweisende Aufgabe, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Dazu müssen wir echte Alternativen zum Auto schaffen. Was wir dafür brauchen, sind starke kommunale Aufgabenträger und innovative, zuverlässige Unternehmen. Nur wenn alle Beteiligten konsequent an einem Strang ziehen, wird uns der notwendige Schritt weg von der Straße hin zu attraktiven, bedarfsgerechten und nachhaltigen Mobilitätsangeboten dauerhaft gelingen.

 

 

Lutz Woellert, Geschäftsführer Identitätsstiftung GmbH Foto: © IdentitätsstiftungLutz Woellert, Geschäftsführer Identitätsstiftung GmbH Foto: © Identitätsstiftung

7 Ein Zukunftsbild entwickeln
Ein Zukunftsbild macht die Mobilitätswende real vorstellbar. Es zeigt auf, welche positiven Auswirkungen eine nachhaltige Mobilitätsentwicklung auf die Lebenssituation der Menschen in einer Kommune hat. Ein positives Zukunftsbild bietet ein starkes Fundament, auf dem alle verkehrspolitischen und verkehrsplanerischen Entscheidungen begründet werden können. Gleichzeitig hilft es dabei, konkreter auf das Ziel hinzuarbeiten und das Thema emotional und kommunikativ positiv zu besetzen. Die Mobilitätswende wird so zum Gewinnerthema.

Ronald R.F. Lünser, Vorstandssprecher Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Träger der Koordinierungsstelle Rhein-Ruhr. Foto: © Verkehrsverbund Rhein-RuhrRonald R.F. Lünser, Vorstandssprecher Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Träger der Koordinierungsstelle Rhein-Ruhr. Foto: © Verkehrsverbund Rhein-Ruhr

8 Angebote und Infrastruktur ausbauen
Attraktive Angebote fördern eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens. Dazu gehört der Ausbau der Infrastruktur für Rad- und Fußverkehr und für die Sharing-Systeme. Der ÖPNV muss als Rückgrat der Mobilitätswende attraktiv gestaltet sein, um zur Nutzung einzuladen. Auch bedarf es attraktiver Mobilstationen, um die verschiedenen Mobilitätsangebote wie Radwege, Carsharing, Fahrradverleihsysteme und andere miteinander zu verknüpfen.

 

 

Sharon Beatty, Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH, Öffentlichkeitsarbeit für die Geschäftsstelle des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Foto: © Zukunftsnetz Mobilität NRW / Fotografin Smilla DankertSharon Beatty, Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH, Öffentlichkeitsarbeit für die Geschäftsstelle des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Foto: © Zukunftsnetz Mobilität NRW / Fotografin Smilla Dankert

9 Keine Mobilitätswende ohne Kommunikation
Die Gewinne einer Kommune durch die Mobilitätswende sind nicht immer sofort für alle erkennbar. Darum müssen die Ziele und Effekte strategisch und proaktiv kommuniziert werden. Erst wenn Erfolge gefeiert werden, erkennen auch andere sie als Erfolge an! Die Bedingung dafür ist eine gute finanzielle Ausstattung.

 

 

 

 

Prof. Dr. Armin Nassehi, Berater des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Foto: © privatProf. Dr. Armin Nassehi, Berater des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Foto: © privat

10 Experimente zulassen und Testräume schaffen
Durch temporäre Maßnahmen besteht die Möglichkeit, zu experimentieren und daraus zu lernen. Nur so können die Menschen mitgenommen werden! Anhand von konkreten und kreativen Beispielen kann aufgezeigt werden, was machbar ist – zum Beispiel Parking Days, temporäre Straßensperrungen, Mobilitätstage oder die Europäische Mobilitätswoche.

 

 

Stella Schwietering, Leiterin des Landesfachausschusses Zielgruppenorientiertes Mobilitätsmanagement des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Foto: © Verkehrsverbund Rhein-RuhrStella Schwietering, Leiterin des Landesfachausschusses Zielgruppenorientiertes Mobilitätsmanagement des Zukunftsnetz Mobilität NRW. Foto: © Verkehrsverbund Rhein-Ruhr

11 Neue Mobilitätsroutinen frühzeitig etablieren
Durch schulisches Mobilitätsmanagement werden Kinder und Jugendliche aktiv mit einbezogen. Sie lernen die Möglichkeiten und Vorteile nachhaltiger Mobilität kennen und geben das Gelernte an ihre Eltern weiter. Die Erfahrungen in vielen Kommunen zeigen, dass sich dadurch spürbare Veränderungen im Verhalten erreichen lassen.

 

 

 

 

Dr. Inga Molenda, Leiterin des Landesfachausschusses Wirtschaft und Betriebe des Zukunftsnetz Mobilität NRW Foto: © privatDr. Inga Molenda, Leiterin des Landesfachausschusses Wirtschaft und Betriebe des Zukunftsnetz Mobilität NRW Foto: © privat

12 Vom betrieblichen Mobilitätsmanagement profitieren
Arbeitgeber*innen erzeugen in der Regel viel Verkehr und profitieren darum besonders vom Mobilitätsmanagement. Die Mitarbeitermobilität auf Arbeitswegen und Dienstreisen sowie der Fuhrpark lassen sich nach den Leitsätzen der Verkehrsvermeidung, der Verkehrsverlagerung und der verträglichen Abwicklung gestalten. So können Kosten eingespart, ein Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz geleistet sowie die Arbeitgeberattraktivität erhöht werden. Geht nicht? Unter anderem der sprunghafte Anstieg der Homeoffice-Nutzung zeigt, dass es möglich ist.


Fünf Jahre Zukunftsnetz Mobilität NRW - Seite 65